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28.10.23 –01.12.23

adjustment.. Abstand der Zeichen

Die Relevanz und Ausdruckskraft der von dem Künstler Willi Bucher und dem Grafikdesigner Eike König verfassten Werke liegt in den Worten und Texten begründet, die sie durchziehen – wie Landschaften oder Parallelwelten. Ein handwerklichsinnlicher Farbauftrag paart sich mit konzeptionell-rationalen (Denk-)Strukturen und Zeichen. Beide Künstler sind in ihrer Doppelstrategie auf unterschiedliche Weise mit der Maschine, dem (Druck-)Apparat verbunden und kreisen in ihren Sprachspielen und Wortschöpfungen um existenzielle Fragen, die sich aus immer wieder neuen Konstellationen von Farbe, Schrift und Formen ergeben. Sprache und Text werden zum Gegenstand der Malerei, die sie in Form bringt wie in den beiden Werken „An-Aus“ oder „darkblue“. Die Ausstellung lotet aus, inwieweit die Kernaussagen solch textbasierter Werke in ihren Lehrstellen begründet liegt, dem Zwischenraum, dem Schweigen, dem Nicht-Gemalten im Gemalten, dem Nicht-Gestalteten im Gestalteten, dem Still-Gedachten, wie „Silence“ und „Hiroshima im Kopf“. Denn wenn alles gesagt wäre, wäre keine Kommunikation möglich. Die Betrachter:innen hätten nichts zu tun. Ihre Erfahrung ist nur möglich, wenn sie die Lücken ausfüllen können, die sich im Betrachten und Erleben auftun; wenn sie sich aktiv mit Lehrstellen auseinandersetzen. Es ist insbesondere dieser gedankliche Zwischenraum, der Abstand, das Nicht-Sichtbare, das Nicht-Ausgesprochene, das Schweigen oder die Stille, die die Kommunikation mit den Betracher:innen sucht und einen Ort für Kommunikation stiftet. Welche ‚adjustments‘, Adaptionen oder gar Gewöhnungen an beobachtete Zustände oder Gegebenheiten unserer Umwelt, seien es strukturell innere oder äußere, lassen sich dabei feststellen? Was beide Künstler vereint, ist die politische Dimension ihrer Werke, ohne gewollt politisch zu sein, aus der sich oft eine malerisch monumentale Geste der Ambivalenz entwickelt. Wohin die Reise in Willi Buchers Werkserie von „Spachlandschaften“ oder im Oxymoron „A truth is a Lie is“ von Eike König führt, bleibt ungewiss und ein Verweis darauf, dass die Werke nicht vollständig mit Bedeutung, Beschreibung, Details oder Erklärung angereichert sind. Bekanntlich sind die Dinge und die Meinungen darüber ohnehin nicht dasselbe (Epiktet) und so versteht sich die Ausstellung gewissermaßen auch als ein Frage-Antwort Spiel zwischen Künstler und Betrachter:innen. Ein gedankliches Sich-Justieren, aktuell wieder in der Vorahnung einer ungewissen Zukunft.

 

(Aileen Treusch)

„Zuletzt bleibt die Frage, was bei all ihrer Gemeinsamkeit die Ansätze des alten weißen Malers und des alten weißen Grafikdesigners voneinander trennt. Wo liegt der Unterschied zwischen Design und Kunst? Diese Frage interessiert mich nicht mehr. Sie interessiert mich nicht mehr, weil sie nach der Reinheit der Disziplinen fragt und nicht nach ihren gegenseitigen Verstrickungen. Sie interessierte mich nicht mehr, weil sie nach Disziplinen fragt, die den Mythos des Künstlergenies und die Abstraktion des absolut rationalen Gestalters hervorgebracht haben, anstatt nach den konkreten Positionen und den Körpern zu fragen. Und sie interessiert mich insbesondere nicht mehr, weil sie sich selbst verstärkende Echo Kammern erschafft, die trotz ihres brachialen Sounds keinen Kontakt mehr zur Erde haben. Was mich interessiert, sind die unterschiedlichen Strategien der beiden alten, weißen und provozierenden Gestalter, mit denen sie ins politische Feld intervenieren.“

 

(Auszug aus dem Text von Felix Kosok)

Exhibitiion view „adjustment.. Abstand der Zeichen“, Willi Bucher und Eike König, Foto: Philipp Naujoks. Courtesy: the artists and Galerie 3AP/Düsseldorf.