Metamorphosis
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The exhibition is illuminated throughout the winter break and can be viewed from outside. Personal visits on request: mail@galerie-3ap.de
»yes ... no.« These are the first and last words that Gregor Samsa says in Kafka's »The Metamorphosis.« Hope has left him.
For the last show of the year two yellow paintings by Willi Bucher are exhibited on the first floor of Fürstenwall 74. One shows a portrait of the Austrian-Czech writer Franz Kafka, who died 100 years ago. At first, both works seem like rays of hope and sources of light. In the empty and darkened room, you are almost immersed in the color. The visitor is silently invited to detach from everyday life in order to enter into a dialog – thus turning the paintings into a tool of communication.
Willi Bucher is a painter. Even though many other means of expression play an important role in his work (especially light and projection), color and canvas carry his world of thought to the outside world, making it visible. The exhibition invites viewers to go on journey through the world of the color yellow; less a decorative walk, but rather a short performance of color theses, conceptual painting or the sensual application of paint. Our prerequisite for this color vision is based on the entire spectrum of light. A yellow screen is not yellow, but only appears so because it reflects the yellow components of the light, while absorbing other color ranges. A closer look at the painting reveals its´ primed jute fabric and offset letters in yellow and black. When read together, they form the name »Franz« in an endless loop. From a certain distance, the portrait of Kafka can be recognized, whose gaze seems to be directed more inwards towards his own observation than towards the viewer. Cogito ergo sum (I think, therefore I am) It is this introspective view in particular that gives rise to the idea of experiencing the relationship between ourselves and the space that surrounds us by means of painting and thus deciding for or against an action or attitude as a thinking person – or simply to observe.
In the second work »Untitled« dozens of layers of paint conceal the background. Only a strip of tape removed by the artist after ending the painting process provides a glimpse, expanding the surface into its´ sculptural third-dimension. Again and again Bucher sat down in front of the canvas to paint the same picture, consisting of a single layer of yellow paint. It is this presence of time that once again brings to mind a work by Kafka. In the posthumously published novel »The Trial«, a painter paints the eternally same picture in the eternally same space, but never at the same time. The different versions document even the smallest deviation. In Bucher’s work, it is the brush hairs, the fine dust in the studio or clumping particles of paint that visibly preserve the deviations in each layer of paint for the viewer. Especially at the end of the year, we find ourselves in a state of transition. Honoring Kafka’s work and reflecting on it from the perspective of Willi Bucher’s art at the end of the writers 100th anniversary reminds us of the familiar, incomprehensible in-between world in which the old no longer exists, but the new has not yet been born.
»Ja ... Nein.« Das erste und das letzte Wort, das Gregor Samsa in Kafkas »Die Verwandlung« sagt. Die Hoffnung hat ihn verlassen.
Zwei gelbe Bilder Willi Buchers hängen anlässlich der letzten Ausstellung in diesem Jahr im Erdgeschoss des Fürstenwall 74. Eines zeigt das Porträt des österreichisch-tschechischen Schriftstellers Franz Kafka, der vor 100 Jahren gestorben ist. Beide Werke wirken zunächst wie Lichtblicke. In dem leeren abgedunkelten Raum taucht man geradezu in die Farbe ein. Ihre stille Aufforderung an die Besucher, sich aus dem Alltag zu lösen, um in einen Dialog zu treten, lassen sie zu einem Werkzeug der Kommunikation werden.
Willi Bucher ist Maler. Auch wenn in seinem Werk viele andere Ausdrucksmittel eine wichtige Rolle spielen (insbesondere Licht und Projektion) tragen Farbe und Leinwand seine Gedankenwelt nach außen, machen sie sichtbar. Die Ausstellung lädt Betrachter:innen ein, auf eine gedankliche Reise durch die Welt der Farbe Gelb zu gehen; weniger als dekorativer Spaziergang, sondern eher als Kurzaufführung von Farbthesen, konzeptueller Malerei oder handwerklich-sinnlichem Farbauftrag. Unsere Voraussetzung für dieses Farbensehen gründet im gesamtspektralen Licht. Eine gelbe Leinwand ist nicht gelb, sondern erscheint nur so, weil sie die Gelbanteile des Lichtes reflektiert, anderen Farbbereiche hingegen absorbiert. Beim genauen Hinsehen ist ein grundiertes Jutegewebe zu erkennen sowie zueinander versetzte Buchstaben in Gelb und Schwarz, die gelesen den Namen »Franz« endlos wiederholt abbilden. Mit der Distanz scheinen sie zu verschwinden. Mit einem gewissen Abstand lässt sich das Porträt Kafkas erkennen, dessen Blick mehr nach innen zur eigenen Beobachtung als auf die Betrachter:innen gerichtet scheint. Es ist insbesondere dieser introspektive Blick, der den Gedanken erwachsen lässt, die Beziehung von uns und dem Raum, der uns umgibt, anhand der Malerei zu erfahren und sich damit in der spezifischen Umgebung als denkender Mensch für oder gegen eine Handlung oder Haltung zu entscheiden. Oder bloß zu beobachten.
Auf dem zweiten Werk «Ohne Titel» verdecken Dutzende Farbschichten den Untergrund, lediglich ein vom Künstler nach dem Malprozess entfernter Streifen Klebeband gewährt Einblicke, erweitert den Farbauftrag ins Skulptural-Dreidimensionale. Wieder und wieder hatte sich Bucher vor dieselbe Leinwand gesetzt, um das gleiche Bild zu malen, bestehend aus einer einzigen Schicht gelber Farbe. Es ist diese Zeitpräsenz im Bild, die erneut an ein Werk Kafkas denken lässt. Im posthum erschienenen Roman «Der Prozess» malt ein Maler das ‚ewig gleiche Bild im ewig gleichen Raum‘, aber nie zur gleichen Zeit und auf verschiedenen Bildträgern, die jede noch so kleinste Abweichung dokumentieren. Bei Bucher sind es die Pinselhaare, der feine Staub im Atelier oder klumpende Farbpartikel, die die Abweichungen in jeder Malschicht sichtbar für die Betrachter:innen konservieren. Insbesondere zum Jahresende befinden wir uns in einem Übergangsstadium. Kafkas Werk zu ehren und zum Ende seines 100-jährigen Jubiläums aus der Perspektive der Kunst Willi Buchers zu reflektieren, erinnert uns an die so bekannte, nicht begreifliche Zwischenwelt, in der das Alte nicht mehr existiert, aber das Neue ebenso noch nicht geboren ist.
Text: Aileen Treusch